Nabelschnurblut – Konservierung zum Eigengebrauch: Sinnvoll oder unnötig?

Nachdem im Artikel „Nabelschnurblut kann Leben retten“, das Thema Stammzellengewinnung aus Nabelschnurblut näher beleuchtet wurde, hier nun einige Überlegungen, ob die Konservierung zur privaten Vorsorge wirklich sinnvoll ist.

Vorteile der Nabelschnurblut-Konservierung zum eigenen Gebrauch
Im Falle einer schweren Erkrankung, die eine Stammzellentransplantation notwendig macht, sollten, wenn Nabelschnurblut konserviert wurde, sofort Stammzellen vorhanden sein.
Da der Körper die eigenen Stammzellen gut verträgt, ist die Gefahr der Abstoßung nicht gegeben. Jeder kann sich vorstellen, wie froh derjenige sein wird, der bei der Diagnose von Blutkrebs, sofort passende Stammzellen zur Verfügung hat. Aber: ein Allheilmittel sind die eigenen Stammzellen hier nicht! (Siehe dazu weiter unten.) Und: Leukämie ist derzeit die einzige Krankheit, die mit Stammzellen behandelt werden kann.

In Familien, in denen ein erhöhtes Krebsrisiko vorliegt, ist es sicherlich sinnvoll, die Konservierung von Nabelschnurblut in Betracht zu ziehen. Auch wenn nahe Verwandte erkranken, kann diesen mit den konservierten Stammzellen eventuell schnell geholfen werden. Gerade Geschwister haben oft die selben Gewebemerkmale.

Nachteile der Konservierung von Stammzellen zum Eigengebrauch
Nachteilig sind die sehr hohen Kosten, schließlich sind ca. 2000 € kein Pappenstiel. Gerade bei der Geburt eines Kindes sind viele andere Anschaffungen nötig und man überlegt genau, ob die hohen Kosten auch gerechtfertigt sind. Dass die Stammzellen in Zukunft selbst benötigt werden, ist – statistisch gesehen – eher unwahrscheinlich.
Zudem ist das Risiko, sie schon während der Kindheit zu benötigen, sehr gering. Wer im höheren Alter Stammzellen braucht, kann nicht sichergehen, dass die eigenen Stammzellen dann noch genutzt werden können, denn Langzeitstudien, zur Haltbarkeit über 20 Jahren, gibt es nicht. Und selbst, ob die eingefrorenen Stammzellen innerhalb der vorgesehenen 20 Jahre Lagerungsdauer tatsächlich verwertbar sein werden, vermag niemand mit absoluter Gewissheit zu sagen.

Außerdem ist ungewiss, ob der Krankheit des Kindes nicht ein Gendefekt zu Grunde liegt. Blutkrebs ist überwiegend genetisch bedingt. So sollte eine Behandlungen besser mit körperfremden Zellen durchgeführt werden, nicht mit körpereigenen! Die bei der Geburt gespendeten Zellen tragen den Gendefekt nämlich auch in sich. Eine erneute Erkrankung wäre sehr wahrscheinlich.

Private Nabelschnurblutbanken bewerben die Einlagerung gern als Allheilmittel. Das ist es keineswegs. Der Bund der Hebammen nennt es treffen “ein Geschäft mit der Angst der Eltern”.

Die Alternativ: Nabelschnurblut spenden
Viele Eltern entscheiden sich, ihr Nabelschnurblut als Spende an ein Stammzellregister zur Fremdtransplantation zu geben. Dort können die Stammzellen an einen geeigneten Patienten weitergegeben werden.
Da Stammzellen aus Nabelschnurblut besser vertragen werden als Stammzellen von Erwachsenen, ist die Chance, dass bei einer eigenen Erkrankung ein Spender gefunden wird, relativ hoch. Die Merkmale des Spenders müssen mit denen des Empfängers nicht genau identisch sein. Außerdem werden Stammzellen von Verwandten ersten Grades, zum Beispiel Geschwistern, meist ebenso gut vertragen, wie eigene Stammzellen.

Ob man nun die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut spendet oder für sich selbst konservieren lässt, muss letztlich jeder selbst entscheiden. Tatsächlich sind die Gründe, die dafür sprechen, keineswegs überzeugend. Die bei Ärzten ausliegenden Broschüren versuchen gern, ein anderes Bild  zu vermitteln.

Wichtig ist, dass das kostbare Blut aus der Nabelschnur Leben retten kann und auf jeden Fall zu Schade zum Wegwerfen ist. Eine Spende sollten deshalb alle in Betracht ziehen!

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