Die Hebamme – Von Vorsorge bis Wochenbett

Die Berufsbezeichnung “Hebamme” leitet sich von dem althochdeutschen Wort “Hev(i)anna” ab, was im übertragenen Sinne “Großmutter, die das Neugeborene hält” bedeutet. Zum Aufgabengebiet einer Hebamme gehört pragmatisch betrachtet die Betreuung der werdenden Mutter in der Schwangerschaft, Begleitung während der Geburt sowie die nachsorgende Kontrolle der Wöchnerin und ihres Babys. Dies mag auf den ersten Blick ziemlich einseitig klingen, aber der Beruf der Hebamme ist weitaus mehr und bedarf einem großen Maß an Einfühlungsvermögen. Kein Lehrbuch der Welt vermag das zu vermittelt.
Es gibt übrigens auch männliche Hebammen, die man “Entbindungspfleger” nennt.

Betreuung während der Schwangerschaft
Die Vorsorge und Betreuung während der Schwangerschaft durch die Hebamme fällt in der Regel in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, so dass für diese Leistungen keine zusätzlichen Kosten anfallen.

Hebamme sind durch ihrer beruflichen Ausbildung und das entsprechenden Equipments in der Lage, genau die Untersuchungen während der Schwangerschaft vorzunehmen, die auch der Frauenarzt durchführt, d.h. zum Beispiel das Feststellen der Schwangerschaft mitsamt dem Ausstellen des Mutterpasses oder das Schreiben einer Cardiotokografie (CT). Lediglich bei Sonografien (auch als Echografie oder allgemein als Ultraschall bekannt) stößt die Hebamme an ihre technischen Grenzen, was jedoch auf die hohen Anschaffungskosten eines Sonografiegerätes zurückzuführen ist.

Geburtsvorbereitende Maßnahmen
Weiterhin bietet die Hebamme die vielen von euch bekannten Geburtsvorbereitungskurse, im Volksmund auch als “Hechelkurse” verschrien, an, in denen den werdenden Eltern alles Wissenswerte rund um die Geburt (diverse Geburtsmöglichkeiten und –positionen, schmerzstillende Mittel unter der Geburt, PDA, Dammschnitt etc.) und die erste Zeit mit dem Baby vermittelt wird. Besonders schön sind diese Geburtsvorbereitungskurse in einer Gruppe, da ihr hier Kontakte zu anderen Paaren knüpfen und euch untereinander austauschen könnt.

Zusätzlich zum Geburtsvorbereitungskurs gibt die Hebamme auch Bewegungsstunden wie Yoga, Schwangerschafts- oder Wassergymnastik. Die Kosten für den Geburtsvorbereitungskurs werden in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Der Kostenanteil des Partners wäre selbst zu zahlen. Gebühren für Präventionskurse, darunter fallen auch Bewegungskurse in der Schwangerschaft, werden bei entsprechender Teilnahme und je nach Krankenversicherung mit bis zu 80 Prozent der Kursgebühr bezuschusst.

Geburtshilfe
Die Hebamme leitet ab Beginn der Eröffnungsphase die Geburt in Eigenregie und bei “normalem” Geburtsverlauf ohne Hinzuziehung eines Arztes. Sie untersucht durch Abtasten immer wieder den Gebärmutterhals und den Muttermund, um so den Fortschritt der Geburt einzuschätzen. Ein CTG kontrolliert währenddessen kontinuierlich die Herzschläge des ungeborenen Kindes sowie die Wehentätigkeit. Unter der Geburt gibt sie der Gebärenden Tipps bezüglich Liegeposition und Atemtechnik, motiviert und tröstet bei Bedarf. Auch hat sie die Möglichkeit, schmerzstillende Mittel zu verabreichen. Sollte sich die Fruchtblase unter der Geburt nicht selbstständig öffnen, so hilft die Hebamme mit geübten Handgriffen schmerzfrei nach. Unter den Presswehen wird die Hebamme Anweisungen geben, wann und wie lange gepresst werden soll.

Sofern Kind und Mutter unmittelbar nach der Geburt wohl auf sind, untersucht die Hebamme die Plazenta auf Vollständigkeit. Wenn alles in Ordnung ist wird die Nabelschnur nach einer gewissen Zeit des “Bondings” – oftmals durch den frisch gebackenen Papa – durchtrennt und die Hebamme beginnt nach einer kurzen Säuberung des Kindes mit der Vorsorgeuntersuchung U1. Währenddessen kann die Mutter bei Dammriss oder –schnitt wundtechnisch durch einen Arzt versorgt werden.

Wochenbettbetreuung
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus kümmert sich die Hebamme um die Wöchnerin und ihr Neugeborenes. Hierbei gibt sie wertvolle Hilfestellung bei der Pflege des Kindes, kontrolliert dessen Entwicklung, gibt Tipps fürs Stillen oder die Flaschenernährung und untersucht den Vorgang der Rückbildung sowie die eventuelle Heilung der Dammnaht.

Übrigens: Hebamme ist nicht gleich Hebamme! Einige arbeiten als Angestellte eines Krankenhauses, oder sie sind freiberuflich tätigen Hebamme, die belegmäßig im Krankenhaus arbeiten.

Einer Hebamme ist so ziemlich nichts unangenehm oder gar peinlich! Scheut euch also nicht, auch mal “intimere” Fragen zu stellen, wenn sie euch auf der Seele geradezu brennen!

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