Fernsehen ist Mist

Papa Rick & Baby Tim

Ich hätte den Fernseher gleich wegschmeissen sollen. Jetzt ist es zu spät.

Als damals meine Frau und unser Sohn aus dem Krankenhaus entlassen wurden, habe ich von einem Tag auf den anderen meinen Fernsehkonsum auf Null gesenkt. Der Fernseher blieb einfach aus. Schließlich wollte ich meinem Sohn ja ein gutes Vorbild sein. Mit der Frau hatte ich es auch so abgesprochen, dass sie die Kiste nicht anschaltet, solange Tim munter ist. Das hat sie auch verstanden und befolgt. Anfangs.

Inzwischen muss ich aber zu meinem Entsetzen feststellen, dass sie ab und an (viel zu oft) Tim vor den Fernseher setzt. Er erzählt mir dann am Abend immer ganz stolz, dass er wieder Donald Duck, Bob der Baumeister oder Sesamstraße geschaut hat. Und ich bin schockiert.

Na klar ist es bequem, den Kleinen mal eben ein paar Minuten vor dem Fernseher zu parken. Da ist er ruhig und sie kann endlich duschen, mal den Abwasch angehen, oder das Mittagessen vorbereiten. Aber aus ein paar Minuten wird dann viel zu schnell eine halbe Stunde, vielleicht mehr, und ehe man es sich versieht, ist die tägliche Fernsehstunde zur Gewohnheit geworden.
Und das ist nicht gut.

Kleinkinder gehören nicht vor den Fernseher, auch wenn das Programm vermeintlich bildet.

Sicher, es gibt viele Programme, die speziell so aufgebaut sind, dass sogar Kleinkinder dabei noch irgend etwas lernen können. Aber unsere Kinder sind doch keine Marktnische, die es auch noch zu füllen gilt. Kleinkinder sollen bitte schön spielen, Bücher anschauen, singen, aber nicht fernsehen. Da kann die Werbung erzählen was sie möchte: Es gibt keine für Kleinkinder angemessenen Programme!

Das Problem ist dabei garnicht einmal vordergründig, dass das Fernsehprogramm Mist ist. Oder dass Strahlung vom Fernseher gesundheitsschädlich sein könnte, oder das Starren auf den Bildschirm die Augen verdirbt. Der nachhaltige Einfluss auf die kindliche Entwicklung ist viel, viel subtiler.

Nimm einfach mal an dein Kind ist gerade ein Jahr als geworden. Von den 24 Stunden eines Tages verbringt er vierzehn mit Schlafen. Da bleiben zehn Wachstunden, in denen auch alltägliche Dinge, Essen, waschen usw. erledigt werden müssen, die sich vielleicht auf zwei Stunden zusammenaddieren. Das lässt deinem Kind ca. acht Stunden Freizeit, also Zeit die es dafür verwendet, zu verstehen, wie Hände und Füsse zu benutzen sind, wie die Welt funktioniert, wie er Freundschaften schließt usw.
Im Jahr sind das in unserem Beispiel also 2920 Stunden.

Angenommen dein Kind vergeudet nun täglich eine Stunde vor der Glotze, dann hat es in seinem zweiten Lebensjahr nur 2555 Stunden für seine motorische und soziale Entwicklung, also zwei volle Wochen weniger! Gerade in so einer wichtigen Zeit für seine Entwicklung ist das eine enorme Menge.

Das hab ich meiner Frau erklärt. Sie hat es auch verstanden. Allein, geholfen hat es wenig.
Und da ich nicht dauernd auf der Couch schlafen will, bedauere ich nun, den Fernseher nicht gleich am Anfang einfach weggeworfen zu haben…

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